
Exotische, bizarre Geschichten passieren nicht nur auf „dark desert highways“ – so weit muss man gar nicht fahren, es reicht schon in Knittelfeld, einer Stadt die nicht mal Gott gefällt, aufzuwachsen.
62. Kapitel
Auch im Internat entwickelten und intensivierten sich neue Freundschaften. Unter anderem mit Punk-Rock Prinzessin Marion, die viele Jungs vom Kriegsspital, die als Kriegsspitaler bezeichnet wurden, kannte. Das Kriegsspital ist ein wenig nobler Stadtteil Wiener Neustadts. Es handelte sich um Halbkriminelle Teenager-Jungs aus desolaten Verhältnissen, die „Badass“ in Riesenlettern am Hirn stehen hatten. Die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt hatten.

Wenn du es allerdings richtig drauf hast und ein wenig „braves Mädchen with a bad touch“ raushängen lässt, behandeln sie dich wie eine Prinzessin und du kannst alles von ihnen haben – und sie auch von dir – davor sollte man sich allerdings eine Zeit lang zieren – gerade so lang, dass sie das Interesse nicht verlieren. Etliche fuhren Motorrad, keine Harleys natürlich, aber doch die eine oder andere fette Yamaha oder „Susi“ = Suzuki. Sie kifften wie die Schweine und soffen wie die Löcher.

Selbstverständlich waren sie aus sämtlichen Schulen rausgeflogen oder hatten ihre Lehren abgebrochen, „die Arbeitslose“ war immer ein großes Thema. Hauptsächlich hingen sie in einem Lokal in der Bahngasse ab, das sich „Charlie“ nannte, stockfinster war und sich optimal zum Schulschwänzen eignete. Einige von ihnen konnte man auch in einem Wirtshaus neben dem Internat antreffen, das sich „Matula“ nannte. Dort fuhr ich meinen ersten Bierrausch ein. Unschön. Seit damals trinke ich kein Bier mehr.
Das 63. Kapitel folgt am 10. Dezember 2020!
Elvira Trevira
Fotos: Pixabay + Privat
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